Müllheim, den 25. Januar 2010 Antrag Jugendsozialarbeit
Wir beantragen:
Das
Arbeitskreistreffen im Dezember hat deutlich gezeigt, dass die Jugendsozialarbeit
in Müllheim im Verhältnis zu anderen Gemeinden auf kleinster Flamme gehalten
wird. So kommen in Müllheim auf 1000 unter 20jährige 0,35 Sozialarbeiterstellen.
Im
Vergleich dazu: Neuenburg hat 0,48 Stellen, Breisach 0,63 Stellen und
Titisee-Neustadt 0,59 Stellen auf 1000 unter 20jährige. Im Landkreis
Breisgau-Hochschwarzwald sind es durchschnittlich 0,44 Stellen. Landesweit kommen
auf die Landkreise bezogen 0,58 Stellen auf 1000 unter 20jährige und wenn die
Stadtkreise mit dazu genommen werden dann liegt die durchschnittliche
landesweite Quote bei 0,77 Stellen. Die Schulsozialarbeit ist bei diesen
Berechnungen nicht berücksichtigt.
Das
kleine ehemalige Hausmeisterhäuschen und jetzige „Strandcafé“ ist viel zu klein.
Die Räume in der Bärenfelsstraße befinden sich in unmittelbarer Nähe zum
Strandcafé. Ein Teil des Untergeschosses wird bereits vom Jugendtreff „Alfa“
genutzt. Auch dieser Raum ist vor einigen Jahren von Jugendlichen in
Eigenarbeit ausgebaut worden.
Jugendsozialarbeit erlangt
zunehmend Notwendigkeit und ist Aufgabe der Kommune. Junge Menschen wollen
akzeptiert und respektiert werden. Doch eine zunehmende Zahl an Jugendlichen
leidet unter Versagensängsten und fühlt sich von der Gesellschaft alleine
gelassen oder gar abgelehnt und ausgegrenzt. Alkoholgelage, Zerstörungen und
Gewalttätigkeiten sind oft Hilfeschreie und Ausdruck von Verzweiflung und
ohnmächtiger Wut. Diese jungen Menschen gilt es aufzufangen. Nur so wird es
gelingen ihnen eine Zukunftsperspektive zu geben. Investitionen in die
Jugendsozialarbeit sind Investitionen in die Zukunft. Junge Menschen brauchen
Orte, wo sie sich treffen können. Dass es dabei nicht immer leise zugeht, und
dass das Gefühl des stark seins in der Gruppe nicht nur positive Wirkung hat,
sondern auch ins Gegenteil nämlich in Übermut und Gewalttätigkeiten umschlagen
kann ist bekannt. Damit Lärm, Streit, Alkoholkonsum nicht überhand nehmen und
Gewalttätigkeiten und Sachbeschädigungen erst gar nicht entstehen, brauchen
junge Menschen Ansprechpartner, jemanden dem sie vertrauen können, der ihnen
aber auch klare Grenzen aufzeigt. Und sie brauchen Räumlichkeiten und
sinnvolle Freizeitangebote. Das sind die typischen Aufgaben einer
Stadtjugendpflege, die dafür aber auch eine entsprechende personelle
Ausstattung und Räumlichkeiten benötigt. Die bisherige Praxis, die
Jugendlichen durch einen Sicherheitsdienst von ihren Treffpunkten innerhalb
der Stadt zu vertreiben, führt in eine gefährlich Sackgasse. Zum einen werden
die Probleme lediglich räumlich verlagert, aber nicht gelöst, zum anderen erfahren
die jungen Menschen dadurch erneute Ablehnung
und das Gefühl unerwünscht zu sein verfestigt sich, Wut und Verzweiflung
wachsen und entladen sich in Gewalt und Zerstörung. Ein Teufelskreis, den wir
schnellstens durchbrechen müssen. Wie
sollen sich die jungen Menschen in Müllheim heimisch fühlen, wenn wir ihnen
das Gefühl geben unerwünscht zu sein? Dr. Martin Richter ALM Fraktionsvorsitzender |