An den
Bürgermeister
und den Gemeinderat
der Stadt
Müllheim
Müllheim, den 29. Mai
2005
Interfraktioneller Antrag:
Sehr
geehrter Herr Dr. Lohs,
wir bitten
Sie, folgenden Antrag auf die Tagesordnung der nächsten öffentlichen Gemeinderatssitzung
zu nehmen.
Die
Unterzeichner beantragen:
Der Gemeinderat möge beschließen, dass die Stadt
Müllheim ihren Beitritt zum Trinationalen Atomschutzverband der Bevölkerung um
das AKW Fessenheim (TRAS) erklärt.
Über einen
gleichlautenden Antrag hat der Gemeinderat bereits am 13. Juli 2005 beraten,
dem jedoch die Mehrheit des Gremiums nicht gefolgt ist. Als Begründung wurde
vorgetragen, dass eine Stilllegung des Atomkraftwerks (AKW) Fessenheim nicht
auf juristischem, sondern nur auf politischem Weg angestrebt werden soll.
Eine
erneute Behandlung des Themas in öffentlicher Sitzung ist angesichts der neuen
Erkenntnisse, die zum AKW Fessenheim vorliegen, unerlässlich.
1.
Der politische Weg, eine Stilllegung zu erreichen ist
völlig unrealistisch.
Sowohl der frühere Umweltminister Trittin wie auch der
amtierende Umweltminister Gabriel haben eingeräumt, dass es keine politischen
Gremien gibt, die eine Stilllegung von Atomkraftwerken bewirken könnten. In
diesem Sinn äußerte sich auch jüngst ein deutsches Mitglied der
Deutsch-Französischen Kommission für Fragen der Sicherheit kerntechnischer
Anlagen (DFK) in Müllheim.
Dieses Gremium, so die Information, würde einmal jährlich zu
einem unverbindlichen Erfahrungsaustausch zusammenkommen. Es habe jedoch keinerlei
Mandat z. B. Fragen zum AKW Fessenheim durch externe Gutachter untersuchen zu
lassen.
Vor dem Hintergrund, dass gegenwärtig sowohl in Frankreich,
als auch in Deutschland Laufzeitverlängerungen bestehender AKW politisch
mehrheitsfähig sind, ist es realitätsfern zu glauben, dass eine Stilllegung
bestehender AKW auf der politischen Ebene durchgesetzt werden kann. Hierzu ist
weder der Wille erkennbar noch sind die erforderlichen Instrumente vorhanden.
2. Transparenz bei Störfällen und fehlende Risikoabschätzungen
.
Aus der französischen Kontrollkommission für das AKW
Fessenheim ist zu erfahren, dass technische Daten, die zur Beurteilung von
Störfällen erforderlich sind, von der Betreiberin Electricité de France (EdF)
unter Verschluss gehalten werden. Erklärungen der Betreiberin zu Störfällen
lassen sich somit von der Kontrollkommission nicht nachvollziehen und müssen
deshalb als ungeprüfte Selbstauskunft betrachtet werden.
Zu den offensichtlichen Defiziten bei der Kommunikation mit
den französischen Aufsichtsbehörden kommt, dass bestimmte Risiken, die vom AKW
Fessenheim ausgehen, bisher nicht näher untersucht werden konnten. Hierzu
gehört:
·
dass
die Erdbebensicherheit nicht ausreichend geprüft wurde,
·
dass
die Sicherheit allenfalls bei Absturz eines Sportflugzeuges gegeben ist, und
·
dass
Risiken aus Terroranschlägen der heutigen Zeit nicht berücksichtigt wurden.
Wegen mangelnder Erdbebensicherheit in einer gefährdeten
Zone wurde dem deutschen AKW Müllheim-Kärlich bei Koblenz in den achtziger
Jahren die Betriebserlaubnis per Gerichtsbeschluss verweigert. Es wurde deshalb
nie in Betrieb genommen.
Wir hatten eine unverzügliche Klärung der Risiken des AKW
Fessenheim, die bislang nicht untersucht wurden, im Interesse der Bevölkerung
am Oberrhein und insbesondere in Müllheim für zwingend erforderlich. Es ist
nicht akzeptabel, dass offensichtlich Daten und Informationen den
Aufsichtsbehörden nicht weitergeleitet werden und bestimmte
Gefährdungspotentiale nicht geprüft wurden.
3. TRAS engagiert sich für die Sicherheit der
Bevölkerung in Südbaden
Ziel des Trinationalen Schutzverbandes (TRAS) ist es, die
Gefährdung der Bevölkerung, die sich aus dem Betrieb des AKW Fessenheim ergibt,
zu minimieren. Hierfür werden gutachterlich die betriebsbedingten Risiken
ermittelt, deren Anerkennung auf juristischem Weg in Frankreich erreicht werden
soll. Bei Verstößen gegen geltende Sicherheitsbestimmungen sollen die
Aufsichtsbehörden den Betreibern entsprechende Auflagen erteilen, die bei nicht
beherrschbaren Gefahren auch die Stilllegung des AKW nach sich ziehen können.
Als politische Mandatsträger haben wir eine Verantwortung
für die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitbürger und Mitbürgerinnen. Auch
wenn sich manche in unserer Stadt nicht subjektiv durch den Betrieb des AKW bedroht
fühlen, ist es aber unsere Pflicht, alles zu tun um mögliche Gefahren, die
objektiv entstehen könnten, zu erkennen und abzuwehren.
In Anbetracht der komplexen Materie und er politischen Lage
halten wir den Weg, den TRAS aufzeigt, für einzig zielführend und politisch
unbedenklich. TRAS gibt uns mit seiner Initiative die Chance, etwas außerhalb
unseres direkten Einflussbereiches für die Sicherheit unserer Bevölkerung zu
tun, ohne dass wir selbst aktiv werden müssen.
Dr. Ulrich Menny ,
Michael Vieweg,
Heinz Stauffer,
M. Eitel,
Axel Kühn,
Dr. Elisabeth Furcht-Krafft,
Martin Richter,
B. Karle,
Stefan Kritzinger,
Myriam Egel