Gemeinderatssitzung 17.01.2007
Haushaltsrede zum Haushalt 2007
Dr. Martin Richter ALM
Sehr geehrter Herr
Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte zunächst nicht auf
Details des 350 Seiten langen Haushaltsplanes eingehen, sondern einfach
Gedanken äußern zur Gesamtproblematik
„Haushaltsplan“ und zwar in mehrfacher Hinsicht.
Das Kapitel Cover-Nights hat
uns sehr deutlich gemacht, dass es zwar mögliche Defizite hinsichtlich
städtischer Kulturpolitik gibt, ganz sicher aber gravierende Mängel politischer
Kultur. Und dieser Mangel ist bei den Haushaltsberatungen einmal mehr
offensichtlich geworden.
Wir müssen diese Kritik – so
Leid es mir tut – an Ihrem Verhalten, Herr Dr. Lohs, festmachen. Wir können
nicht akzeptieren, dass Entscheidungen oder auch Vorentscheidungen
ausschließlich in nichtöffentlichen Ausschusssitzungen getroffen werden sollen.
Wir sehen in Ihren
Äußerungen anlässlich des Neujahrsempfangs und anschließend in der
Presseerklärung in der BZ eine Brüskierung des Gremiums Gemeinderat. Und dies
leider zum wiederholten Male.
Ich erinnere:
Warum haben Sie es nicht für
nötig gehalten, den Anträgen der Fraktionen in der Haushaltsdebatte mit eigenen
Argumenten zu begegnen? Sie haben sämtliche Anträge der Fraktionen nicht für
diskussionswürdig gehalten und sofort zur Abstimmung gebracht.
Warum behaupten Sie, der
Gemeinderat habe Ihnen keine Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben? Sie haben
den Antrag vorher gekannt und also ganz bewusst auf Vortrag Ihrer Argumente
verzichtet. Damit haben Sie die von Ihnen beklagte Situation ganz alleine zu
verantworten. Ist es nicht schlechter Stil und Missachtung des Gremiums, wenn
Sie nach dem Motto: „die Mehrheit ist sowieso auf meiner Seite“, von vornherein
auf eine argumentative Auseinandersetzung verzichten?
Zurück zum Haushalt:
Dank wieder gestiegener
Einnahmen können Investitionen im Schulbereich getätigt werden und gleichzeitig
die ursprünglich geplante Kreditaufnahme um ein Drittel gesenkt werden. Der
Zuführungsbedarf im VwH hat sich fast auf ein Drittel reduziert. Er beträgt
aber immerhin noch 300 000.- €. Bekanntlich soll aber der Investitionshaushalt
aus dem VwH finanziert werden.
Im Haushalt wird deshalb
ganz richtig festgestellt: der VwH ist mit strukturellen Problemen behaftet.
Das ist aber seit Jahren bekannt. Bis heute war die Verwaltung aber nicht in
der Lage, uns diese strukturellen Probleme überhaupt zu benennen. Dabei ist es
Aufgabe des Managements, hier Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Dafür
bezahlen wir einen Bürgermeister und einen persönlichen Referenten. Selbstverständlich
wird sich der Gemeinderat mit entsprechenden Vorschlägen und Konzepten
befassen, aber es kann nicht primär seien Aufgabe sein, die Struktur der
Verwaltung zu konzipieren.
Bei der Betrachtung der
Investitionsplanung fällt ein riesiger Posten auf, der bisher überhaupt nicht
zur Diskussion stand. Er heißt: Ergänzungsmaßnahmen Hochwasserschutz Klemmbach.
In den kommenden 5 Jahren
sind hierfür 6,6 Millionen € eingeplant. Auch wenn die Hälfte durch
Landesmittel gedeckt wird, gibt es keinen auch nur annähernd so großen Posten
in der gesamten Finanzplanung – nicht im Bereich Innenstadtsanierung, nicht bei
der Schulsanierung.
Und dieser Posten ist
offenbar nicht diskussionswürdig. Hier wird offenbar der Tribut, den uns der
Klimawandel kostet, stillschweigend zur Kenntnis genommen.
Aber wann wurde je in einen
Haushalt nennenswert in Strategien der CO²-Vermeidung investiert?
Auch jetzt sind im Haushalt
keinerlei Ansätze zu finden. Dabei gibt es hier große Einsparpotentiale bei
unseren öffentlichen Gebäuden und im städtischen Wohnungsbestand. Nicht einmal
Planungsraten sind hierfür engestellt.
Immer wieder hören wir von
unserem Bürgermeister, dass die Bewirtschaftungskosten der Verwaltung über den
Kopf wachsen. Hier ist ein strukturelles Problem immerhin bekannt geworden –
Aber bereits bei der Planung
der Lösung heißt es Fehlanzeige.
Ich denke, Herr
Bürgermeister, es gibt viel zu tun – packen Sie´s bitte an und nicht erst
übermorgen. Unsere Unterstützung haben Sie.
Aus den oben genannten
Gründen werden wir dem Haushalt nicht zustimmen.
Vielen Dank