24.03.2010 Stellungnahme der ALM zum Haushalt 2010
Dr. Martin
Richter Der Haushalt 2010 ist belastet
von der Tatsache, dass durch mangelnde Steuerzuweisungen die Kosten der
laufenden Verwaltung nicht mehr gedeckt werden können. Im Verwaltungshaushalt
besteht ein Defizit von 2 Mio EUR. eine Situation,
die auch für die nächsten Jahre droht. Das bedeutet, dass große
Summen aus dem Vermögen der Stadt oder durch Kreditaufnahme beglichen werden
müssen. Damit wird wie mehrfach heute erwähnt der Spielraum für Investitionen
so gering, dass eine Beschränkung auf das allernötigste notwendig ist. Allerdings ist dennoch
eine Großinvestition im Haushalt eingeplant: mindestens 2 Mio für eine Tiefgarage unter
dem geplanten Rewemarkt- und diese Summe wird, wie inzwischen bekannt ist,
noch einmal um mehrere hunderttausend EUR überschritten. Man kann in guten
Zeiten auch einmal ohne zwingende Notwendigkeit eine große Investition
tätigen. In diesen Zeiten muss ein solches Projekt aber unbedingt auf den
Prüfstand. Wir haben lange über Sinn und Unsinn dieser Planung diskutiert und
sind zu dem Schluss gekommen, dass der Nutzen unabhängig von der aktuellen
Haushaltssituation sehr fragwürdig
ist. Die Zahl der Parkplätze wird alleine durch das Parkdeck auf dem Gebäude
und zusätzliche ebenerdige Plätze glatt verdoppelt gegenüber heute. Das
bedeutet aber auch für Markttage in den allermeisten Fällen ein ausreichendes
Angebot. Es gibt keinerlei
Anzeichen, dass die Fußgängerzone
durch etwaigen Parkplatzmangel Einbußen erleiden könnte, hier spielt die
Attraktivität des Angebotes die entscheidende Rolle. Eine leer stehende
Tiefgarage ist keine Lösung für eventuelle Probleme der Wilhelmstraße. Der
einzige Nachteil ergibt sich daraus, dass aus Lärmschutzgründen nachts nur
die ebenerdigen Parkplätze genutzt werden dürfen, allerdings darf auch hier
zehnmal im Jahr eine Ausnahme gemacht werden. Es bleibt also allenfalls ein
minimaler Restnutzen der Tiefgarage, der aber auf keinen Fall die notwendige
Investitionssumme rechtfertigt. Demgegenüber steht eine
verkrampfte Pingeligkeit wenn es um ganz bescheidene Ausgaben im sozialen
Bereich geht: Der Jugendwerkstatt werden 2000 EUR und der Wärmestube 3000 EUR
Zuschuss gestrichen. Aber den Glücksspielgeräteaufstellern spendiert man
großzügig rund fünfzigtausend EUR Vergnügungssteuernachlass, indem die Sätze
sogar noch 10% unter den
Durchschnittswert der nächst kleineren Städtegruppe
festgelegt werden. Damit wäre die Stelle in der Jugendarbeit für Streetwork oder professionelle Betreuung des Sozialzentrums
Doleschal-Haus schon fast bezahlt gewesen. Das alles sind aber noch
Peanuts, wenn man bedenkt, dass an der Verwaltungsspitze vor einigen Jahren
eine Bürgermeisterstelle bezahlt wurde, heute jedoch zusätzlich ein
persönlicher Referent, ein Beigeordneter und ein Wirtschaftsförderer
finanziert werden. Allein die Stadtjubiläen und Heimattage kosten uns
insgesamt ca. 700 000 EUR, davon knapp 340 000 EUR in diesem Haushalt. Wer diesen Haushalt so
aufgestellt hat oder ihn in dieser Form billigt zeigt in Anbetracht der
ausführlich dargestellten Zahlenverhältnisse, dass er an sozialer Sicherung
vor allem unserer Jugend nur sehr wenig Interesse hat .
Wir glauben, dass die Zukunft unserer Stadt eher vom Wohlbefinden aller
unserer Jugendlichen und von sozialem Frieden und Gerechtigkeit abhängt als
von der Bereitstellung von Parkplätzen für Millionenkredite, die dann auch
noch den nächsten Generationen vor die Füße fallen. Wir können diesem
Haushalt, der unsere Zukunft eher verbaut als positiv entwickeln hilft nicht
zustimmen.
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