Haushaltsrede zum Haushalt 2008 12.12.07
Dr. Martin Richter
ALM Stellungnahme zum Haushalt 2008
Allgemeine Bemerkungen und
Feststellungen zum Haushalt 2008 sind bereits von den Vorrednern ausgiebig
getroffen worden. Ich möchte mir und Ihnen eine erneute Wiederholung ersparen.
Dafür möchte ich nochmals
auf einige Punkte eingehen, die unserer Fraktion besonders am Herzen liegen:
Für unsere Fraktion ist nach wie vor nicht nachvollziehbar, warum
eine wie auch immer geartete Solaranlage auf dem Bürgerhausdach abgelehnt wird.
Erst wurden optische Gründe ins Feld geführt und das Urheberrecht des
Architekten. Die Argumentation der CDU verliert jegliche Glaubwürdigkeit, wenn
man jetzt ein blankes, Aludach lieber will als das authentische Blau von
Solarmodulen.
Wir fragen uns: worum geht
es denn in Wirklichkeit? Finanzielle Gründe können es bei den erwarteten
Renditen nicht sein.
Ich darf bewusst
provozierend den Verdacht äußern, dass konkreter kommunaler Klimaschutz zurückstehen
muss vor ideologisch gefärbtem Konkurrenzschutz für unseren großen baden-württembergischen
Energieversorger und seine gewinnmaximierenden
Atomkraftwerke.
Wir sind betroffen, dass auf
die Installation einer Verstärkeranlage in unserem Sitzungssaal nach langen
Wartejahren für mindestens ein weiteres Jahr verzichtet werden soll. Der dafür
vorgesehene ohnehin überhöhte Haushaltsansatz wird von Bürgermeister Lohs auch
noch gegen eine durchaus begrüßenswerte Akustikverbesserung in der
Martinskirche ausgespielt. Auch wenn es hier zweimal um Akustik geht hat das
eine nicht das Geringste mit dem anderen zu tun. Ich habe den Eindruck, dass
sich einige Kolleginnen und Kollegen hier regelrecht haben über den Tisch
ziehen lassen. Unser Bürgermeister und alle, die sich aus voller Überzeugung
diesem Vorgehen angeschlossen haben, dokumentieren damit leider auch, dass
ihnen an einer anständigen Kommunikation in unserem Gremium und gegenüber den
Zuhörern gar nicht so sehr gelegen ist.
100 000,- EUR /Jahr für
einen Wirtschaftförderer sind eine stolze Summe. Hier wird in Müllheim
geklotzt. Bei der von uns angeregten Bruchteilstelle im Bereich Jugendarbeit fängt
man an zu krampfen. Soziales Engagement und Prävention werden lieber klein
gehalten. Wir sind überzeugt, dass sich entsprechendes Streetworking durch die
vermiedenen Schadenssummen locker selbst tragen kann. Aber vielleicht will man
die Schäden gar nicht vermeiden, die Reparaturkosten fließen ja ins heimische
Handwerk – also auch eine Art Wirschaftförderung.
Die baulichen Veränderungen
zur Ermöglichung eines Ganztagesschulbetriebes verschlingen Millionen, die
Haushaltsansätze werden um zigtausende EUR überschritten. Dies wird als sog.
Sachzwang klaglos geschluckt. Aber für die dadurch gleichzeitig notwendige Verpflegungsunterstützung
sozial schwacher Kinder ist man nicht bereit, ausreichend Geld betreit zu stellen. Trotz vergleichsweise geringer Summen
wird dieser soziale Sachzwang nicht wahrgenommen. 2,50 € für ein Mittagessen sind für
Kinder aus Familien, die von ALG II leben müssen und 2,56 € pro Tag und
Kind für Lebensmittel zur Verfügung haben, genau so wenig erschwinglich wie 3 ,30 €.
Wie wir wissen, ist es
durchaus möglich, mit den Mobilfunkbetreibern bewohnerfreundliche Standorte für
Antennen zu suchen. Der öffentliche Druck hat hier offenbar Wirkung gezeigt. Dennoch
ist man nicht einmal bereit, einen Merkposten dafür in den Haushalt
einzustellen. So stellt sich das Ernstnehmen der Sorgen der Bevölkerung dar.
Die Stadt beabsichtigt
weiterhin wertvollen Wohnraum zu verkaufen und weist entsprechende Einnahmen im
Haushalt aus - in einem Bereich, wo
gerade bei jungen Familien die Nachfrage groß ist und bei sich abzeichnender
Wohnungsknappheit. Dieses Vorgehen lehnen wir strikt ab.
Wie sie sehen besteht der
Haushalt aus einem voluminösen Kern, an dem keiner rütteln kann. Aber an seinen
variablen Rändern weist er große Schwächen aus. Hier dokumentieren sich soziale
Blindheit, Missachtung von Umweltzielen und fehlender Gesundheitsschutz für
unsere Mitbürger.
Alles zusammen würde aber
nicht viel mehr kosten als die beschlossene Wirtschaftsförderung. Dabei könnte
es sich Müllheim leisten, beides zu bezahlen.
Die Mehrheit dieses Gremiums
kann aber offenbar nicht über ihren ideologischen Schatten springen. Schade für
die verpassten Chancen in diesem Haushalt.
Wir können ihm so nicht
zustimmen.