
Kreistagsfraktion
Breisgau-Hochschwarzwald
Barbara
Schweier
Höllentalstr. 9 79199
Kirchzarten
Bündnis 90 /Die Grünen, Kreistagsfraktion
Frau
Landrätin 29.Juli
2008
Dorothea
Störr-Ritter
Landratsamt
Breisgau-Hochschwarzwald
Stadtstr. 2
79104 Freiburg
Sehr geehrte Frau Störr-Ritter,
Auch unser Kreis Breisgau-Hochschwarzwald war im
Frühjahr 2008 aufgrund des Einsatzes des Insektizides
Clothianidin vom Bienensterben betroffen. Insgesamt gehen die Imker derzeit
in Süd- und Mittelbaden von rund 330 Millionen dadurch getöteter Bienen aus.
Die im Kampf gegen den Maiswurzelbohrer eingesetzten Insektizide aus der
Gruppe der "Neonicotinoide" (hochgiftige
Nervengifte) sind selbst nach Aussagen der Herstellerfirma Bayer hochgradig
bienengefährlich.
Imker aus Italien, Frankreich, Slowenien, Österreich und anderen Ländern
berichten von Bienensterben, das sie in Zusammenhang mit diesen Mitteln
bringen. Untersuchungen aus Nordamerika haben ergeben, dass die Halbwertszeit von Clothianidin im Boden 1386 Tage
beträgt (Nord-Dakota) bzw. dass noch nach 775 Tagen 80% der Ausgangssubstanz
von Clothianidin im Boden nachgewiesen werden konnte (Saskatchewan).
Wir bitten Sie, sehr geehrte Frau Landrätin darum, sich beim Minister für
Ländlichen Raum und Ernährung, Peter Hauk, dafür einzusetzen, dass dieser im
Zuge einer Rechtsverordnung auf der Basis des § 7 Abs. 5 Pflanzenschutzgesetz
den Einsatz von Clothianidin und verwandter Neonicotionide
zum Beizen von Raps und Mais sowie deren Ausbringen per Spritzgerät
verbietet.
Wir bitten Sie darüber hinaus , sich bei Minister
Hauk dafür einzusetzen, dass er auf eine
konsequente, möglichst dreijährige Fruchtfolge (wie die Schweiz –
erfolgreich) setzt. Dies ist unserer Meinung nach und belegt durch die
neuesten Funde von Maiswurzelbohrern in einer mit Pestiziden behandelten
Sicherheitszone bei Mahlberg, der einzige sichere Weg, den aufgrund seiner
erheblichen, weltweit angerichteten Schäden auch
"Milliarden-Dollar-Käfer" genannten Maisschädling erfolgreich zu
bekämpfen. 2007 hat das Land für die betroffenen Flächen im Bodenseekreis und
im Kreis Sigmaringen die Fruchtfolge auch in der 5km-Sicherheitszone
vorgeschrieben - eine Maßnahme, die dringend nun auch für die Oberrheinebene angeordnet
werden müsste.
Es liegt im Ermessen des Landes, eventuelle betriebswirtschaftliche Nachteile
einzelner landwirtschaftlicher Betriebe durch die Abkehr von einer Mais-auf-Mais-Bewirtschaftung im Interesse eines
volkswirtschaftlich sinnvollen Vorgehens zu entschädigen.
Das Ministerium hat zudem - in dringlichen Fällen jährlich neu - die
Möglichkeit, spezifische Maßnahmen über die EU-kofinanzierte
Agrarumweltmaßnahmen zu fördern. Hierzu sollten stärkere Anreize zur
Umwandlung von Mais zu Grünland gehören. Denn in Baden-Württemberg gab es in
den letzten Jahrzehnten einen kontinuierlichen Grünlandschwund und
gleichzeitig einen kontinuierliche Ausbreitung des Maisanbaues. Dies leistet
der Verbreitung des Maiswurzelbohrers Vorschub und ist gleichzeitig weder aus
Klimaschutzgründen noch bezüglich der Erhaltung unserer Biologischen Vielfalt
noch aus touristischer Sicht wünschenswert.
Setzen Sie sich bitte dafür ein, daß das Land zum
Schutze der Honig- und Wildbienen sowie anderer Insekten, zur Sicherung des Obstbaus
und anderer landwirtschaftlicher Kulturen, die von der Bestäubung abhängen
schnell die drei erforderlichen Schritte einlenkt:
- Nervengifte verbieten,
- Fruchtfolge vorschreiben und
- Entschädigungen und Anreize für Landwirte anbieten.
Darüber hinaus erlauben wir, Sie auf das Bienenförderprogramm des
Main-Taunus-Kreises hinzuweisen - auch Sie als Landrat können selbst
Initiative ergreifen: Der Main-Taunus-Kreis unterstützt sowohl Neu-Imker als
auch Vereine und wirbt "für die Rettung der Honigbiene".
Interessierte erhalten bei den ersten Schritten zur Imkerei sowie bei
Ausbildungskursen Unterstützung. Im Jahr 2009 soll die Förderung weiter
ausgebaut werden: Imker, deren Völker zur Blütezeit in bestimmten
Streuobstgebieten unterwegs sind, bekommen eine Bestäubungsprämie.
Ansprechpartner beim dortigen Kreis ist Michael Orf,
06192/2011-540.
Mit der Bitte um wohlwollende Prüfung unserer Vorschläge und der Bitte um
Antwort verbleiben wir
mit freundlichen Grüßen
Barbara Schweier
Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag
-------
|