Aktionsbündnis Gentechnik-freie Region Oberrhein

 

 

Pressemitteilung

 

„tafeln! Für Bio- gegen Gentechnik!“

Lebhafte Diskussion mit PolitikerInnen in Buggingen

 

Im Rahmen des Hoffestes des ecovin-Betriebs Ruesch in Buggingen fand am Sonntag – genau eine Woche vor der Bundestagswahl - eine genussvolle Diskussionsrunde über die Konzepte der politischen Parteien zu Verbraucherschutz und zur Agro-Gentechnik statt: Unter dem Motto „tafeln! Für Bio – gegen Gentechnik“ setzten sich Mitglieder des Aktions­bündnis Gentechnik freie Region Oberrhein und Vertreter der politischen Parteien in Genie­ßerrunde zusammen. Kleine Speisen aus biologischen Erzeugnissen einiger in der Region ansässiger Betriebe standen für die Botschaft `Unsere Region braucht keine Gentechnik, deren Risiko für Natur und menschliche Gesundheit ungeklärt sind´ und mach­ten Lust aufs Probieren. Geladen waren Politiker aller Parteien um ihre Position zur Agro-Gentechnik dar­zulegen. Martina Reinsch vom Aktionsbündnis Gentechnik freie Region Oberrhein übernahm die Moderation und führte in die Themen Verbraucherschutz, Koexistenz und Haftungsrege­lung ein.

 

Für Gundolf Fleischer von der CDU, der nicht gekommen war, sprang spontan Staatssekretärin Friedhilde Gurr-Hirsch ein und machte ihre Position klar: Der Anbau von Gen-Pflanzen könne nicht verboten werden, da die EU-Richtlinie umgesetzt werden müsse. Die Agro-Gentechnikr sei in der Welt und könne durch Abschirmung einer Region nicht auf­gehalten werden. Unter zu stringenten Regeln beim Anbau von Gen-Pflanzen leide der For­schungsstandort Deutschland. Hier sehe sie den Staat in der Verantwortung, so dass aus Sicht der CDU der Staat mit Steuergeldern zumin­dest einen Teil des Haftungsrisikos beim Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen abde­cken sollte.

 

Dem widersprach Axel de Frenne vom Bündnis 90/DIE GRÜNEN und sprach sich für eine klare Haftungsregelung aus: Wer sich auf eine Risikotechnologie einlasse, müsse sich gegen die Schäden, die er verur­sacht, selbst versichern. Wenn keine Versicherung bereit sei, mögliche Schäden und Re­gressforderungen zu versichern, die durch den Anbau von Gen-Pflanzen entstehen könnten, dann bedeute dies, dass es sich um eine kaum kalku­lierbare Risikotechnologie handle. Einem staatlichen Fonds zur Absicherung erteilte er eine klare Absage, sonst würde die Gentechnologie nach der Risikotechnologie Atomenergie zum zweiten Fall, bei dem die Steuerzahler für die Folgeschäden einer Risikotechnologie auf­kommen müssten.

 

Christoph Bayer MdL von der SPD hält die Koexistenz gentechnikfreien Anbaus und Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen in der Region für nicht möglich. Daher befürwortet er die Unterstützung regionaler Gruppen, die gentechnikfreie Zonen fordern, und will sich auch auf Landtagsebene für ihre Unterstützung einsetzen.

 

Paul Lauer von der FDP hält den Einsatz der Gentechnik in bestimmten Bereichen für sinn­voll. Als Beispiele nannte er den Anbau des gegen den Maiszünsler resistenten Bt-Mais und den Anbau des Vitamin-A-haltigen `Golden-Rice´ als Beitrag zur Bekämpfung von Hunger und Mangelernährung in der Dritten Welt.

 

Hermann Ritter vom BLHV führte die Diskussion auf die regionale Ebene zurück. Er be­fürchte bei einem möglichen Regierungswechsel eine Aufweichung des Gentechnikgesetzes. Dies gefährde das auch aus ökonomischer Sicht wichtige Qualitätsmerkmal der Region, nämlich gentechnikfreie Produkte vom Oberrhein anbieten zu können. Um diesen Marktvor­teil zu erhalten, müsse das Gentechnikgesetz in der bisherigen Form bestehen bleiben.

 

Nach Bärbl Mielich (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) ist die vollständige Kennzeichnung von Le­bensmitteln eine politische Entscheidung aus ethisch-moralischer Sicht. Die Frage sei, wie hoch man den Schutz der Verbraucher und einen mündigen Verbraucher einstufe. Sie for­derte eine umfassende Kennzeichnung aller gentechnisch veränderter Lebensmittel. D.h. auch Lebensmittel aus tierischer Erzeugung wie Eier, Fleisch und Milch von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, müssen in Zukunft ebenfalls ge­kennzeichnet werden.

 

Die Diskussionsrunde war Teil einer bundesweiten Aktion: In mehr als 140 Städten Deutschlands zwischen Kiel und Friedrichshafen, Dresden und Köln verliehen am gestrigen Sonntag tausende Menschen mit der Aktion `tafeln Ihrem Wunsch nach unverfälschten, schmack­haften und umweltfreundlich erzeugten Lebensmitteln Ausdruck.

 

Müllheim, 12.09.2005

Martina Reinsch (Aktionsbündnis Gentechnik freie Region Oberrhein)

Tel.: 07631-174343